Weltrekordflüge mit Wetterdrachen

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    Messwerte des Rekordfluges: Luftfeuchte (oben), Temperatur (Mitte) und Höhe (unten) im Verlauf des Aufstieges. Grafik aus Hergesell (1922)

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    Umtrunk der Beteiligten zur Feier des Rekordes. Bild: DWD

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    Schirmdrachen vor dem Starten. Bild: DWD

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    Nachbau eines Schirmdrachens im Wettermuseum. Bild: Wettermuseum (CC BY)

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Weltrekordflüge mit Wetterdrachen

1935 wurde neben dem Windenhaus 2 die Ballonhalle 2 in für Brandenburg einmaliger Holzbinder-Bauweise errichtet. Sie wurde benutzt, um die Drachen und Ballone zu lagern und zum Start vorzubereiten, mit denen damals Messgeräte in die Atmosphäre befördert wurden. An ihrer Decke zeigen Nachbauten die Entwicklungsgeschichte dieser meteorologischen Großdrachen. Als Erster verwendete William Abner Eddy in den 1890er Jahren einen solchen Drachen zur Wetterbeobachtung. Auf Basis traditioneller malaysischer Drachen entwickelten er den nach ihm benannten Eddy-Drachen. Ein großer Teil der heutigen „Kinderdrachen“ orientieren sich an dessen Bauform. Meteorologen und Konstrukteure wie Lawrence Hargrave, Wladimir Köppen oder in Lindenberg der Aufstiegsmeister Rudolf Grund und der Drachentischler Hermann Schreck entwickelten dessen Prinzip weiter. Dabei konnten z. B. durch mehrere Tragflächen und stabilisierenden Seitenflächen der Auftrieb und damit die maximale Messhöhe erhöht werden.

Zudem versuchte man, das Risiko von Abstürzen zu reduzieren. Die Drachen waren an kilometerlangen Stahlseilen befestigt. Diese konnten aufgrund der großen Länge und der geringen Tragkraft der Drachen nur sehr dünn ausgeführt werden. Das führte gerade in der Anfangszeit zu häufigen Abstürzen. Um diese zu verhindern, wurden Drachen wie z. B. der Lindenberger Regulierdrachen entwickelt, die sich selbstständig an die Windgeschwindigkeit anpassten und dabei den Zug auf das Seil verringerten.

Am 01. August 1919 erreichte ein Drachen in Lindenberg bei einem dieser Flüge die bis heute ungebrochene Rekordhöhe von ca. 9750 Metern. Da die Gefahr eines Abrisses in dieser Höhe aufgrund der dortigen starken Winde besonders hoch war, verbot Hugo Hergesell, der zweite Direktor des Observatoriums, weitere Flüge in derartigen Höhen. Heutzutage limitieren Gesetze zum Schutz der Luftfahrt die erlaubten Höhen für Drachenflüge. Der Rekord wird also wahrscheinlich für lange Zeit oder für immer in Lindenberg verbleiben.

 

Bildquelle: Hergesell (1922) "Die Arbeiten des Preußischen Aeronautischen Observatoriums bei Lindenberg", Band XIV, Braunschweig 1922, S. 157.